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Vergleichende Archäologie römischer Alpen- und Donauländer

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Ausgrabungen in Nordtirol und im Trentino:
Über die Veränderung von Kulturen im Alpenraum

Zeiten des Übergangs und des Wandels sind für die Archäologie besonders spannende Untersuchungsfelder. Denn mit ihnen verbunden sind immer auch Reaktionen oder Neuerungen in den betreffenden Kulturräumen, die sich oft in archäologischen Befunden zeigen. Das Projekt „Vergleichende Archäologie römi­scher Alpen- und Donauländer“ an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erforscht an Grabungsplätzen in Nordtirol und im Trentino zwei große Umbruchzeiten der römischen Epoche: von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit in die frühe römische Kaiserzeit (1. Jh. v.–1. Jh. n. Chr.) und von der Spätantike ins frühe Mittelalter (3./4.–7./8. Jh. n. Chr.).

Beide Zeiträume waren für unser heutiges Europa von prägender Bedeutung. Im Zentrum des Projektes und Forschungsvorhabens aus dem Fachbereich Provinzialrömische Archäologie stehen Fragen nach Konstanz, Wandel und Bruch kultureller Erscheinungen, darunter die Bevölkerungszusammensetzung, die Gesellschaftsstruktur, das Siedelwesen, aber auch Raumordnung, Wirtschaftsweise, Handwerkstechniken, religiöse Ausdrucksformen und Bestattungssitten. Die konkrete wissenschaftliche Arbeit fußt auf Feldforschungen (Ausgrabungen), regionalen Studien und Kolloquien.

Grabungsplätze:
Römerzeit in Pfaffenhofen und San Martino di Lomaso

In Nordtirol und im Trentino wurden für beide Übergangsperioden geeignete Grabungsplätze ausgesucht: in Pfaffenhofen (Nordtirol) eine jüngere eisenzeitliche Siedlung, in San Martino di Lomaso (Trentino) ein spätantik-frühmittelalterliches Castrum. Beide Siedlungen werden in mehrjährigen Kampagnen großflächig aufgedeckt. Parallel dazu werden regionale Studien erarbeitet, in denen die archäologischen Hinterlassenschaften der Umgebung der beiden Grabungsplätze systematisch zusammengestellt und ausgewertet werden. Die Plätze bleiben nicht allein für sich stehen, sondern werden als Teil einer Siedlungslandschaft ausgewertet. So beleuchtet man nicht nur einen einzigen, separaten Ort, sondern auch dessen Wechselwirkungen mit seiner Umwelt.

Regionalstudien in den Alpen:
Forschungsprojekt mit Geschichte

Hervorgegangen ist das heutige Projekt aus der Kommission zur archäologischen Erforschung des spätrömischen Rätien, die im Jahr 2007 ihr 50-jähriges Bestehen feierte. Gegründet wurde die Kommission 1957 auf Antrag von Joachim Werner (1909–1994), der bis zu seinem Tod auch ihr Vorsitzender war.

Ihm folgten Georg Kossack (1923–2004) und Günter Ulbert (Geschäftsführer) nach. 1995 initiierte Georg Kossack eine weitgehende Neustrukturierung der Kommissionsarbeit sowie 1998 die Umbenennung in „Kommission zur vergleichenden Archäologie römischer Alpen- und Donauländer“. Von 2005 an leitete Volker Bierbrauer die Kommission, gemeinsam mit Günter Ulbert als Geschäftsführer und stellvertretendem Vorsitzenden.

Im Zuge der Strukturreform der Akademie wurde die Kommission Ende 2015 in Beirat und Ausschuss des Projektes „Archäologische Erforschung der römischen Alpen- und Donauländer“ überführt.

Förderung

Das Vorhaben II.E.05 „Siedlungs- und Bevölkerungs­archäo­logie im mittleren Alpenraum am Beginn und Ausgang der Römerzeit“ wird im Rahmen des Akademienprogramms vom Bund und vom Freistaat Bayern gefördert.

Grundlage ist ein Zeitplan von 2012 bis 2025, der 2009 von der Akademienunion genehmigt wurde. Externe Evaluierungen und Durchführungskontrollen des Projektes fanden in den Jahren 2013, 2016, 2018 und 2021 statt.